Energieeffizienz in Höchstform:
Mit rund 12.000 Solarzellen
fliegt die Solar Impulse HB-SIA
als erstes Solarflugzeug Tag
und Nacht ohne Treibstoff.
Die ersten entscheidenden Schritte zu
ihrem ehrgeizigen Vorhaben sind den
beiden Pionieren bereits geglückt. Im
Juli 2010 absolvierte Solar Impulse den
ersten solaren Nachtflug der Geschichte,
der ganze 26 Stunden dauerte. Auf der
Kurzstrecke bewährte sich das solargetrie-
bene Leichtgewicht dann im Mai 2011
mit einem 630 Kilometer langen Flug
von Payerne (Schweiz) nach Brüssel. Für
Piccard, der 1999 als erster Mensch in
einem Heissluftballon die Erde umkreiste,
ist es ein Meilenstein der Luftfahrt-
geschichte. Gerade die damalige Welt-
rekordfahrt war es, die ihn zu Solar
Impulse inspirierte. Denn nach rund 20
Tagen ohne Bodenkontakt drohte kurz
vor dem Erreichen seines Ziels der Treib-
stoff des Ballons auszugehen. Mit der
Sonne als unerschöpfliche Energiequelle
soll ihm dies nun nicht mehr passieren.
Energie aus 12.000 Solarzellen
Für die Weltumrundung im Jahr 2014
bauen Piccard und Borschberg eine neue,
den Langstreckenbedingungen ange-
passte Maschine. Sie wird die beeindru-
ckenden Werte des aktuellen Prototypen
HB-SIA noch übertreffen. Als frei tragender
Schulterdecker verfügt die HB-SIA über
vier Elektromotoren, die über ein Getriebe
zweiblättrige Zugpropeller mit 200 bis
400 U/min antreiben. Den Strom liefern
rund 12.000 Solarzellen. Eine Spann-
weite von 64 Metern verleiht der Solar
Impulse beinahe die Breite eines Airbus
A340. Während der Düsenjet jedoch ein
mittleres Startgewicht von 300 Tonnen auf
die Waage bringt, ist das Solarflugzeug
mit rund 1600 Kilogramm kaum schwerer
als ein Mittelklassewagen. Bei einer
durchschnittlichen Fluggeschwindigkeit
von 70 Stundenkilometern erreicht die
Solar Impulse eine maximale Flughöhe
von 8500 Metern. Jeglicher Komfort
muss jedoch fürs Erste hinter der benötig-
ten Antriebsenergie zurückstehen.
Gegen die Kälte schützen sich die Insassen
mit Wärmekleidung.
www.solarimpulse.com
Eine mutige Vision
Geht es nach dem Flugzeughersteller EADS, erheben sich Passagier-
flugzeuge in Zukunft batteriegetrieben in die Lüfte. Auf der
Luftfahrtmesse Le Bourget 2011 stellte EADS das vollelektrische
Antriebskonzept „VoltAir“ vor. Das Forschungsprojekt treibt die
Vision eines emissionsfreien, ultraleisen Luftfahrzeugs voran, das
bereits in 20 Jahren Realität werden könnte. Die VoltAir-Passagiere
profitieren vom extrem geringen Geräuschniveau der Motoren.
Hybrid hebt ab
Siemens, Diamond Aircraft und EADS haben das weltweit erste
Flugzeug mit seriell hybridem Elektroantrieb entwickelt. Getestet
wird das neue Aggregat am Motorsegler „DA36 E-Star“. Den E-Star
bewegt ein seriell hybrider Elektroantrieb, wie man ihn bislang
nur von Kraftfahrzeugen kennt. Ein 70 kW starker Elektromotor von
Siemens treibt den Propeller an. Den benötigten Strom liefert ein
kleiner Verbrennungsmotor mit Generator. Da dieser konstant mit
einer geringen Leistung von 30 kW läuft, bleibt der Benzinverbrauch
sehr niedrig. Während der Start- und Steigflugphase deckt ein
Batteriesystem den zeitweise höheren Leistungsbedarf.
Tierisch effizient
Ein Streckenweltrekord der besonderen Art beginnt alljährlich im
Westen Alaskas. Hier tankt der beste Langstreckenflieger unter
den Vögeln Energie für eine einzigartige Nonstop-Reise ans andere
Ende der Welt. Einige besonders ausdauernde Exemplare der
Pfuhlschnepfe legen in nur zehn Tagen den 11.500 Kilometer
langen Weg aus Amerikas hohem Norden nach Neuseeland ohne
Zwischenstopp zurück. Möglich machen dies ihr ausgeklügeltes
Verhältnis von Körpergewicht, Aerodynamik und Spannweite
sowie eine intelligente Wahl der Flugroute.
Foto: Siemens
Foto: EADS
1.2012
trends in automation
Kompass
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