Dieses Konzept sieht vor, regionale Produktionsstandorte näher an die Absatzmärkte zu verlagern. Fahrzeuge und Komponenten werden dort hergestellt, wo sie verkauft und genutzt werden. Dies minimiert Transportwege, verbessert die Liefertreue und stärkt die Kundennähe. Gleichzeitig optimiert es die Resilienz der Lieferkette, da regionale Standorte schneller auf lokale Marktanforderungen reagieren können. Wie geht Festo als einer der wichtigsten globalen Automobilzulieferer für die Automatisierungstechnik damit um?
Wir haben unseren Produktspezialisten Johannes Berwanger zum Interview gebeten.
Im Kern geht es darum, die Produktion so anzupassen, dass Fahrzeuge und Komponenten direkt an die Bedürfnisse der regionalen Märkte angepasst werden.
Beispielsweise entstehen in Europa Werke für kompakte und energieeffiziente Modelle, während in den USA SUVs gefertigt werden, die den dortigen Verbraucherpräferenzen entsprechen. Solche regionalen Produktionen bieten Vorteile:
Ein weiterer Aspekt ist die Variantenfertigung, bei der individuelle Anpassungen an gesetzliche Vorgaben oder klimatische Bedingungen erfolgen – ein wesentlicher Faktor für die moderne Automobilproduktion. Doch wie setzt Festo das um?
„Festo ist weltweit so aufgestellt, dass wir unseren Kunden überall die gleiche Produktqualität und denselben hohen Standard bei Vertrieb und Support bieten“, betont Johannes Berwanger.
„Unsere Landesgesellschaften sorgen dafür, dass wir auch lokal jederzeit liefer- und versorgungsfähig sind. ‚Local for Local‘ ist für Festo ein essenzieller Bestandteil unserer Zukunftsstrategie. Es stärkt die Sicherheit der Lieferkette, wie es gerade in der COVID-Pandemie deutlich wurde. Gleichzeitig hilft es, Anforderungen wie Strafzölle zu umgehen und flexibel auf lokale Marktbedürfnisse einzugehen. Ein entscheidender Vorteil sind unsere Produkte, die die Variantenproduktion unserer Kunden ermöglichen. Dadurch ist es möglich, verschiedene Derivate in einer Fertigung herzustellen – ob Limousine oder Cabrio, alles ist flexibel und effizient umsetzbar. So können unsere Kunden maßgeschneiderte Lösungen anbieten und ihre Märkte optimal bedienen. Während die letzten Jahrzehnte von Globalisierung geprägt waren, zeigt sich jetzt ein klarer Trend zur Lokalisierung. Für uns und unsere Kunden ist ‚Local for Local‘ keine Option, sondern eine Notwendigkeit, um zukunftsfähig zu bleiben.“
Die Verlagerung in regionale Produktionsstandorte bringt zahlreiche Vorteile mit sich.
Die Reduktion von Transportwegen spart nicht nur Kosten, sondern erhöht auch die Lieferzuverlässigkeit. Produkte gelangen schneller und ohne unnötige Verzögerungen zu den Kunden – ein entscheidender Faktor für die Kundenzufriedenheit.
Weniger Transportaktivitäten verringern die Belastung der Umwelt und tragen zur Förderung der regionalen Kreislaufwirtschaft bei. So können zum Beispiel Metallspäne, die bei der Bearbeitung anfallen, wieder eingeschmelzt und wiederverwendet werden.
Mit einer flexiblen Produktion können Unternehmen regionale Trends besser bedienen. Märkte mit starker Nachfrage nach Elektromobilität oder Verbrennungsmotoren profitieren von Produktionslinien, die sich nach den jeweiligen Kundenbedürfnissen umrüsten lassen.
Regionale Werke sind robuster gegenüber globalen Störungen. Ob geopolitische Spannungen oder eine Pandemie – eine dezentrale Struktur gewährleistet Stabilität und reibungslose Abläufe in der globalen Supply Chain.
„Das Konzept ‚Local for Local‘ ist ein zentraler Baustein, um die Nachhaltigkeitsziele in der Automobilindustrie zu erreichen. Durch die Verkürzung von Transportwegen und die damit verbundene Reduzierung von CO₂-Emissionen tragen wir dazu bei, die ökologischen Fußabdrücke unserer Kunden deutlich zu verringern“, meint Johannes Berwanger.
„Auch die politischen Rahmenbedingungen entwickeln sich in diese Richtung. In den USA sehen wir beispielsweise mit dem CHIPS Act klare Anreize, die lokale Fertigung zu stärken. Mit unserer Expertise unterstützen wir unsere Kunden dabei, diesen Wandel erfolgreich umzusetzen.
Die Vorteile einer lokalen Produktion sind enorm. Durch kürzere Lieferketten können unsere Kunden ihre Produkte schneller und zuverlässiger an den Markt bringen – das ist gerade in der Automobilbranche, wo Zeit ein entscheidender Faktor ist, ein Wettbewerbsvorteil. Lokale Fertigung ermöglicht es auch, schnell auf wechselnde Kundenbedürfnisse oder saisonale Schwankungen zu reagieren. Dank unseres Wissens in der Variantenfertigung können wir unseren Kunden helfen, die Auslastung der Anlagen zu optimieren. Bei der Umsetzung helfen dann die Festo-Produkte, die durch das breite Angebot auch in zahlreichen Varianten verfügbar sind.
Für die Festo-Produktion ist die Variantenfertigung seit Jahren ein Kernbestandteil unseres Angebots und spielt für unsere Kunden eine zentrale Rolle. Die Möglichkeit zur freien Konfiguration von Lösungen ist enorm wichtig, da es unseren Kunden erlaubt, ihre spezifischen Anforderungen zu erfüllen – sei es durch gesetzliche und marktspezifische Vorgaben oder technische Anforderungen. Es bleibt jedoch eine stetige Herausforderung, diese Flexibilität mit höchster Effizienz zu verbinden. Genau hier liegt unsere Stärke: Wir bieten nicht nur die technischen Lösungen, sondern auch die Erfahrung und das Engagement, um diese zum Kundennutzen erfolgreich umzusetzen.“
Das Prinzip „local for local“ ist weit mehr als eine kurzfristige Reaktion auf aktuelle Krisen. Es stellt einen strategischen Schritt dar, der die Effizienz, Flexibilität und Nachhaltigkeit der Automobilproduktion maßgeblich verbessert. In einer Zeit, in der Verbraucher individuelle Produkte und kurze Lieferzeiten erwarten, bietet dieser Ansatz die Grundlage für langfristigen Erfolg.
Die Zukunft des Fahrzeugbaus ist lokal – kundennah, ressourcenschonend und flexibel. Unternehmen, die sich dieser Strategie verschreiben, sichern sich nicht nur Wettbewerbsvorteile, sondern tragen aktiv zur Transformation der Branche bei.