Entspannung für Autoscheinwerfer

Vollautomatisches Tempern von Autoscheinwerfern

Ist das Material entspannt, bleibt das Produkt in Form. Eine bewährte Methode zum inneren Harmonisieren von Werkstoffen ist das Tempern. Moderne Thermosysteme wie die der CeraCon GmbH bewegen dafür Bauteile platzsparend auf mehreren Ebenen durch Wärmetunnel. In einer neuen Anlage optimieren Sicherheits- und Achssysteme von Festo das wohltemperierte Entspannen von Autoscheinwerfern.

Licht erzielt nur dann die gewünschte Wirkung, wenn es gelenkt wird. Besonders einleuchtend veranschaulichen dies Frontscheinwerfer für PKW. Zwei kleine 12-Volt-Lichtquellen erhellen mit modernen Optiken einen genau definierten Straßenbereich. Besonderes Augenmerk bei der Herstellung von Autoscheinwerfern gilt daher deren perfekte Form. Durch das Zusammenfüge mehrerer Kunststoffteile verursachte Materialspannungen werden gelöst, indem man die Produkte über einen längeren Zeitraum erwärmt. Ein Spezialist für Anlagen zum so genannten Tempern ist die CeraCon GmbH. Das im Jahr 2000 gegründete Unternehmen fertigt unter anderem Thermosysteme zum Entspannen unterschiedlichster Materialien und Bauteile. In seiner neuesten Maschine zum Tempern von Autoscheinwerfern spielen Festo Komponenten in Form einbaufertiger Komplettlösungen eine im wahrsten Sinn des Wortes tragende Rolle. Das Highlight ist ein fünf Meter hoher Vertikallift. Ausgestattet mit dem neuen Sicherheitssystem CMGA, gewährleistet er nicht nur einen schnellen Transport der Produkte, er schützt auch Mensch und Maschine.



Heiztunnel auf vier Ebenen
Im neuen Thermosystem von CeraCon „genießen“ Autoscheinwerfer eine Stunde lang ein entspannendes Wärmebad bei konstant 130 °C heißer Luft. Um die Grundfläche der Inline-Anlage so gering wie möglich zu halten, hat CeraCon auf Basis seiner erprobten Komponenten ein kundenspezifisches Mehrebenenhorizontalsystem erstellt. Auf vier übereinander gelagerten Strecken durchlaufen Bauteileträger je einen rund 12 Meter langen Heiztunnel. Die Verbindung der einzelnen Transportebenen erfolgt über Liftsysteme, die jeweils am Ein- und Ausgang das vertikale Umsetzen übernehmen. Im Vergleich zu reinen Horizontalöfen kommt das Mehrebenensystem mit nur einem Viertel der Grundfläche aus. Bei einer Taktzeit von 30 Sekunden durchlaufen das Thermosystem 120 Bauteile in der Stunde.

Komplett im Rahmen

Das A und O des Temperns von Autoscheinwerfern in der neuen Anlage ist die gleichmäßige Hitzeverteilung. Neben einem ausgeklügelten Ventilations- und Heizsystem kommt es dabei auch auf den reibungslosen Transport der Bauteileträger an. Um diesen zu gewährleisten, setzt CeraCon Zahnriemenachsen vom Typ EGC ein. Sie verfügen über eine besonders hohe Dynamik und Geschwindigkeit. Speziell entwickelte Profile mit einem optimierten Querschnitt machen die Antriebe verwindungssteif und sehr belastbar. Das mit einer Höhe von rund vier Metern beeindruckende EGC-Exemplar befördert im Liftsystem die Bauteileträger von einer Ebene auf die nächste. Für seine Herstellung als Komplettsystem mit der Steuerung CMXR und Motorcontrollern CMMP-AS bzw. CMMS-AS haben sich CeraCon und Festo etwas Besonderes einfallen lassen. CeraCon fertigte zuerst den Rahmen für den späteren Einbau in der Anlage, der gleichzeitig auch zum sicheren Transport der sehr langen Achse dienen sollte. An Festo geliefert, wurde er dort mit der Zahnriemenachse EGC ausgestattet und gleich komplett verkabelt und verschlaucht. Zurück bei CeraCon, musste das einbaufertige System nur noch aufgerichtet und an die restliche Anlage adaptiert werden.

Sicherheit im Liftsystem

Angesteuert werden die Zahnriemenachsen des neuen Thermosystems über die Mehrachsensteuerung CMXR. Die komplette kinematische Systemlösung verbindet Mechanik sowie elektrische Antriebs- und Steuerungstechnik zu einem kompletten Motion-Control-Paket mit integrierten Schnittstellen zu allen beteiligten Systemkomponenten. Spezielle Features wie beispielsweise das Überschleifen von Positionen verringern Verfahrzeiten deutlich. Doch wo Geschwindigkeit im Spiel ist, darf auch die Sicherheit nicht zu kurz kommen. Hierfür sorgt das neue Festo Sicherheitssystem CMGA, das den sicheren Betriebshalt des Liftsystems garantiert. So können Mitarbeiter bei Wartungsarbeiten gefahrenfrei den Aufzugsschacht betreten. CeraCon hat in Zusammenarbeit mit Experten von Festo für die Anlage ein neues redundantes Bremssystem entworfen. Von der gemeinsamen Risikobewertung bis hin zur technischen Umsetzung der vollautomatisch und manuell durchführbaren Bremstests arbeiteten die Mitarbeiter beider Unternehmen sehr eng zusammen.

Engineering Know-how entscheidet

Die intensive Zusammenarbeit ist auch der Grund dafür, warum sich CeraCon-Geschäftsführer Erich Krämer seit vielen Jahren für Festo entscheidet: „Termintreue, Zuverlässigkeit und Kompetenz sind Faktoren, die für mich im Anlagenbau oberste Priorität genießen. Ich arbeite seit rund fünfundzwanzig Jahren in verschiedenen Industriebereichen mit Festo zusammen und schätze dabei vor allem das große Engineering Know-how der Mitarbeiter.“ Von der Konstruktions- bis zur Inbetriebnahmephase war das Zusammenspiel der Kräfte beider Unternehmen eng verzahnt. Gemeinsam hat man eine technologisch anspruchsvolle Lösung entwickelt, die im Bereich der Thermosysteme einen weithin sichtbaren Maßstab setzt. Mit der neuen Anlage steht Automobilzulieferern eine leistungsstarke Inline-Lösung zum Tempern von Autoscheinwerfern zur Verfügung, die Platz spart und ein Höchstmaß an Sicherheit für die Mitarbeiter bietet.


CeraCon GmbH

Talstraße 2
97990 Weikersheim
Deutschland

www.ceracon.com

Tätigkeitsfeld: Konstruktion und Herstellung kundenspezifischer Anlagen zum Temperaturbehandeln und Puffern von Bauteilen sowie zum Verarbeiten und Aufbringen geschäumter Dichtungen

  1. Dieser Artikel erschien im Festo Kundenmagazin trends in automation 1.2014
    Bilder: CeraCon

Februar 2014

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