Große Kostentreiber: kleine Leckagen im System

Das wohl häufigste und zugleich am meisten unterschätzte Problem in Druckluftsystemen sind Energieverluste durch Leckagen. Ein leises Zischen an einer Verschraubung hier, eine undichte Kupplung dort – was im lauten Produktionsalltag untergeht, summiert sich über das Jahr zu beträchtlichen Kosten, die vermeidbar sind. Eine einzige, winzige Leckage mit einem Durchmesser von nur einem Millimeter verursacht bei einem Netzdruck von 6 bar bereits jährliche Mehrkosten von fast 180 Euro. Wie schnell sich diese kleinen Verluste summieren, zeigte ein Audit in einem typischen Produktionswerk: Dort wurden 278 Leckagen gefunden – mit Gesamtkosten von fast 50.000 Euro pro Jahr. Das ist Kapital, das buchstäblich in Luft aufgelöst wird. Leckagen bleiben oft unentdeckt, weil niemand gezielt nach ihnen sucht. Wer sich aber mit der Leckageortung aktiv beschäftigt, entdeckt schnell, dass es kaum eine Maßnahme gibt, die schneller und nachhaltiger Energiekosten senkt. Undichte Stellen zu beseitigen, spart nicht nur bares Geld, sondern erhöht auch die Verfügbarkeit und Stabilität des gesamten Systems.

Teure Sicherheitsreserve: zu hoher Systemdruck

„Lieber etwas mehr Druck, um auf der sicheren Seite zu sein“ – dieser Gedanke ist in vielen Betrieben verankert. Um Druckverluste zu vermeiden, die durch lange Leitungswege oder Filter entstehen, wird der Kompressor oft auf einen deutlich höheren Druck eingestellt, als die eigentliche Anwendung benötigt. Läuft ein Kompressor beispielsweise mit 7,5 bar, obwohl an der Maschine nur 6 bar erforderlich sind, ist das eine permanent teure Sicherheitsreserve. Jedes Bar an Überdruck erhöht den Energieverbrauch des Kompressors um 6-8 % – und das Tag für Tag, Jahr für Jahr. Ein Beispiel aus der Praxis zeigt die Auswirkung: In einem Werk mit jährlichen Druckluftkosten von rund 780.000 Euro führte die Absenkung des Systemdrucks um nur 1 bar zu einer Ersparnis von fast 47.000 Euro pro Jahr. Sicherheitsreserven sind wichtig, aber ein zu hoher Systemdruck ist eine teure Dauerlösung. Eine genaue Analyse, wie viel Druck an welcher Stelle wirklich gebraucht wird, spart sofort Kosten – ohne die Prozesssicherheit zu gefährden.

Kosten einfach senken: durch optimierte Anwendungen

Neben systemweiten Ansätzen liegt ein großes Potenzial oft direkt an der Maschine. Zum Beispiel bei einer typischen Blasanwendung, die Bauteile auf einem Förderband trocknet oder reinigt. Bisher blies eine Düse kontinuierlich und verbrauchte 533 Normliter pro Minute (Nl/min) – auch wenn sich gar kein Bauteil in der Station befand. Dies verursachte jährliche Kosten von über 7.000 Euro für einen einzigen Arbeitsschritt. Durch zwei einfache Anpassungen wurde der Prozess grundlegend verbessert:

Bedarfsorientierte Steuerung:
Ein Sensor erkennt nun präzise, wann ein Bauteil die Station erreicht.

Gepulster Luftstoß:
Statt Dauerluft wird nur noch kurz und gezielt Luft eingeblasen (z.B. 0,5 Sekunden AN, 0,5 Sekunden AUS), während das Bauteil die Düse passiert.

Dadurch reduzierte sich der Druckluftverbrauch auf rund 260 Nl/min. Die jährlichen Kosten sanken auf unter 1.800 Euro – eine Einsparung von über 5.000 Euro pro Jahr! Diese Investition amortisierte sich in wenigen Wochen. An diesem Beispiel sehen Sie deutlich, wie selbst kleine Optimierungen an der Anwendung große Wirkung haben können – und warum es sich für Sie lohnt, genau hinzuschauen.