Ein System, zwei Funktionen: Das modulare Förderband WaveHandling kann Gegenstände gezielt transportieren und gleichzeitig sortieren, ohne dass eine zusätzliche Handhabungseinheit nötig ist. Eine Vielzahl von pneumatischen Balgmodulen verformt dafür die Oberfläche so, dass die Objekte durch eine Wellenbewegung zielgerichtet befördert werden. Damit setzt unser Bionic Learning Network aufs Neue Impulse für die Automation von morgen.
Ohne Gezeiten und Wind läge das Meer spiegelglatt da. Streicht der Wind aber über die glatte Wasseroberfläche, entstehen erste kleine Wellen, die durch weitere Lufteinflüsse zu großen Wogen anwachsen. Und dennoch bewegt sich das Wasser im Meer nicht fort. Die Wassermoleküle innerhalb einer Welle bewegen sich lediglich auf einer Kreisbahn auf und ab, bleiben im Prinzip aber immer an der gleichen Stelle. Trotzdem rollt die Welle über die Meeresoberfläche.
Ähnlich verhält es sich beim WaveHandling: Während jeder einzelne Faltenbalg nur auf der Stelle aus- und einfährt, schiebt sich eine Welle über die Fläche des Förderbands. Auch das WaveHandling ist zunächst flach. Werden ein oder mehrere Bälge mit Druckluft beaufschlagt, bildet sich der erste Wellenberg. Ein Objekt, das vorher auf der Stelle lag, beginnt die Welle hinabzurollen, bis es beim nächsten Wellenberg vor ihm zum Stoppen kommt. So kann das System einen Wellenkamm bilden, der sich über das ganze Feld fortbewegt und das Transportgut gezielt vor sich herschiebt.
Die einzelnen Module lassen sich beliebig hinzufügen, zusammenstecken und konfigurieren sich selbst. Damit lässt sich das System schnell in Betrieb nehmen und ist ohne Programmieraufwand für die unterschiedlichsten Anordnungen verfügbar. Durch die Integration der Sortierfunktion ist eine zusätzliche Handhabungseinheit nicht mehr unbedingt notwendig.
Das WaveHandling zeigt schon heute, wie in Zukunft die Konfiguration eines Systems von den einzelnen Modulen selbst übernommen werden kann. Bislang aufwendige Arbeitsschritte, wie die manuelle Einstellung und Programmierung, entfallen durch die dezentrale Intelligenz der Komponenten.
Vorstellbar wäre ein Einsatz der Plattform in der Lebensmittelbranche, wenn es darum geht, empfindliche Gegenstände wie Obst und Gemüse selbstständig zu transportieren und für den weiteren Prozess zu sortieren. Das WaveHandling könnte in der Mitte einer Anlage die entsprechenden Güter nach links und rechts auf den folgenden Förderweg verteilen. Das Prinzip der Selbstkonfiguration schafft überall dort neue Perspektiven, wo Subsysteme sofort und flexibel in den Produktionsablauf eingebunden werden sollen.