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Festo Ungarn
Von 1979 bis 1990 entwickelte und fertigte Festo in einem
Gemeinschaftsunternehmen Wartungsgeräte für die
Druckluftaufbereitung. Im Jahr 1991 eröffnete der Auto­-
matisierungsspezialist dann sein eigenes Werk. Heute
ist es der zentrale Standort für die Herstellung von
Produkten der Druckluftaufbereitung und Vakuumtech­
nologie im weltweiten Festo Produktionsverbund.
Mit fast 800 Mitarbeitern soll es in 2012 zum viertgröss-
ten Festo Werk aufsteigen. Grund ist die weltweit
überproportional steigende Nachfrage nach Komponenten
der Druckluftaufbereitung, wie etwa der MS-Reihe und
den Sicherheitsventilen. Auf demselben Gelände befindet
sich auch die ungarische Vertriebsgesellschaft mit ihren
namhaften Kunden wie Audi, Daimler, Opel oder GE.
MS-Reihe boomt:
Unzählige Varianten – nach dem Baukasten­
prinzip gefertigt – gehen auftragsbezogen an Kunden in aller Welt.
Festo in Budapest:
Vertriebsgesellschaft für den ungarischen
Markt und das zentrale Werk für die Druckluftaufbereitung.
E
inst Vorreiter der Marktwirtschaft in Mittel- und
Osteuropa, hat die weltweite Wirtschaftskrise der Jahre
2008 und 2009 Ungarn schwer getroffen. Das hohe
Staatsdefizit und die Verschuldung privater Haushalte
bremsten das Wirtschaftswachstum 2010. Doch Ungarn hat
sich davon nicht aus dem Gleichgewicht bringen lassen und
befindet sich auf dem Weg der Erholung. Sichtbares Zeichen
hierfür sind die umfangreichen Investitionen internationaler
Unternehmensgruppen aus dem Fahrzeug- und Maschinenbau.
Sie öffnen neue Horizonte für das Land mit seinen weiten
Tiefebenen an den Ufern der Donau.
Brückenkopf nach Osten
So stark wie kein anderes Land Mitteleuropas ist Ungarn mit
anderen Volkswirtschaften verflochten. Es erwirtschaftet
70 Prozent des Sozialprodukts durch Exporte. Internationale
Firmen, die meisten davon aus Deutschland, investierten in
der jüngsten Vergangenheit rund 60 Milliarden Euro und geben
„Wir haben das Werk so umge-
staltet, dass wir auf Verände-
rungen des Marktes schnell und
flexibel reagieren können.“
heute fast vier von zehn Beschäftigten im Privatsektor Arbeit.
Ungarns zentrale Lage und seine enge kulturelle und sprachliche
Verflechtung zu Deutschland und Österreich sind für viele
deutschsprachige Unternehmen entscheidende Faktoren bei
der Standortwahl. Das Land der Magyaren, wie sich die Ungarn
nennen, gilt als Brückenkopf zu den Staaten des früheren Ost­-
blocks. Hinzu kommen die hohe Produktivität sowie gut aus-­
gebildete und motivierte Arbeitskräfte, von denen viele flies-
send Deutsch und Englisch sprechen. Deutsche Konzerne des
Auto­mobil- und Maschinenbaus nutzen das günstige Investitions-
klima. Sie entwickelten das kleine Land mit fast 10 Millionen
Einwohnern in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigs-
ten Industriestandorte Europas. Beide Branchen zusammen
erwirtschaften mittlerweile mehr als die Hälfte der landesweiten
industriellen Produktion.
Vorsprung durch Technik
Legendär ist das Audi-Werk im westungarischen Györ. Auf hal­-
bem Weg zwischen Wien und Budapest lief im April 2011 der
20-millionste Motor vom Band. Audi Hungária gehört seit 1993
zum Werksverbund des Volkswagen-Konzerns und ist das
zweitgrösste Unternehmen Ungarns. Automatisierungstechnik
von Festo war von Anfang an dabei und sorgt bis heute für
den effizienten Betrieb der Montageanlagen.
Die mehr als 6000 Mitarbeiter von Audi Hungária entwickeln
und produzieren Motoren für die Audi AG und weitere Marken
im Volkswagen-Konzern. Täglich entstehen 6900 Diesel- und
Ottomotoren mit vier bis zwölf Zylindern. Ausserdem montieren
sie die Audi-Modelle TT Coupé und Roadster sowie das A3
Cabriolet. Bis 2013 ist der Ausbau des Montagewerks für die
komplette Fahrzeugherstellung geplant – mit Presswerk,
Karosseriebau und Lackiererei. Mit rund 900 Mio. Euro ist das
Audi-Werk die zurzeit grösste private Einzelinvestition in Ungarn.
Nach Fertigstellung sollen pro Jahr 125.000 Automobile vom
Band rollen. Zum Vergleich: Im Jahre 2010 waren es 38.000.
Damit schafft Audi weitere 1800 Arbeitsplätze. Zusammen mit
dem neuen Logistik- und Zulieferpark entstehen in Györ neue
Stellen für insgesamt 15.000 Menschen.
Auf Erfolgskurs
Auch andere Automarken entdecken Ungarns weite Ebenen als
Standorte, die sich leicht entwickeln lassen. Die Daimler AG baut
mit 800 Mio. € Investitionssumme im südungarischen Kecske-
mét ein Pkw-Werk. Es soll im Jahr 2012 die Serienproduktion
der A- und B-Klasse aufnehmen. General Motors erweitert mit
Barnabás Bertalan,
Geschäftsführer von
Festo AM, der
Produktionsgesell-
schaft in Ungarn