Herr Ganter, Sie beschäftigen sich bei Festo als Head of Product Management Remote I/O and Communication mit dem wichtigen Thema Remote I/O. Können Sie kurz zusammenfassen, was dies für die Automatisierung bedeutet?

Sebastian Ganter: Remote I/O wird in der Automatisierungstechnik eingesetzt, um Eingangs- und Ausgangssignale von Sensoren und Aktoren zu erfassen und zu steuern, die sich weit entfernt von der zentralen Steuerungseinheit befinden. Sie kommunizieren über ein Netzwerk mit der PLC, was den Verdrahtungsaufwand reduziert und die Installation und Wartung erheblich vereinfacht. Remote I/O ist aus modernen Automatisierungssystemen nicht mehr wegzudenken.

Wie sieht die Zukunft von Remote I/O aus, was wird derzeit am Markt und in den Unternehmen diskutiert?

Sebastian Ganter: Die Automatisierungstechnik und die Industrie entwickelt sich insgesamt in Richtung smarter und vernetzter Lösungen, von daher ist die Zukunft von Remote I/O sehr vielversprechend. Wir sehen hier vor allem vier Themen, die derzeit am Markt und in den Unternehmen diskutiert werden:

  • Erhöhte Datenverfügbarkeit: Die Nachfrage nach einer größeren Datenverfügbarkeit und -Analyse wächst. Remote I/O Systeme ermöglichen die Erfassung von mehr Datenpunkten, die dann für die vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance), Fehleranalysen und Optimierungen genutzt werden können.
  • Sicherheit: Mit der Vernetzung steigen auch die Anforderungen an die Sicherheit. Unternehmen diskutieren intensiv über Sicherheitsstandards, die für Remote I/O Systeme implementiert werden müssen, um Cyberangriffe zu verhindern. Deshalb werden fortschrittliche Sicherheitsprotokolle immer wichtiger, um Datenintegrität und Netzwerksicherheit in zu gewährleisten.
  • Modularität und Flexibilität: Modular aufgebaute Remote I/O Systeme, die leicht angepasst oder erweitert werden können, sind gefragter. Dies ermöglicht Unternehmen, schnell auf sich ändernde Anforderungen zu reagieren und Kosten einzusparen.
  • Cloud-Anbindung: Die Verbindung von Remote I/O Systemen mit Cloud-Diensten zur zentralen Datenanalyse und -verwaltung wird immer populärer, denn sie ermöglicht eine bessere Fernüberwachung und -steuerung. Zusätzlich werden Remote I/O-Systeme von den Vorteilen der drahtlosen 5G Kommunikation profitieren, wie z. B. einer größeren Flexibilität bei der Installation und Wartung sowie einer verbesserten Konnektivität über große Entfernungen. Und sie werden eine Schlüsselrolle bei der Erfassung und Übertragung von Daten an die Edge-Geräte spielen.

Das heißt, das Thema Künstliche Intelligenz und Internet of Things (IoT) wird auch in modernen Maschinenarchitekturen wichtig?

Sebastian Ganter: Auf jeden Fall! IoT ist längst in der Fertigungs- und Automatisierungsindustrie angekommen. Die neuen kompakten und intelligenten I/O-Modulen ermöglichen die Anbindung an die Cloud, Fernüberwachung und -diagnose werden möglich. Sensoren und Aktoren werden immer intelligenter und der Datenaustausch wird durch Interoperabilität und offene Standards wie OPC-UA und MQTT immer einfacher. Auch das maschinelle Lernen durch KI eröffnet neue Möglichkeiten, indem es genauere Vorhersagen und eine vorausschauende Wartung von Remote-I/O-Systemen ermöglicht. Damit wird wie gesagt aber auch das Thema Cybersicherheit und Datenschutz immer wichtiger. Insgesamt wird die zukünftige Entwicklung von Remote I/O stark von den Innovationen in der digitalen Technologie und den Anforderungen der Industrie geprägt. Das bringt dem Kunden schlussendlich mehr Flexibilität, Effizienz und Sicherheit- und damit auch reduzierte Kosten.

Was sind die konkreten Vorteile dieser neuen Technologien?

Sebastian Ganter: Das Engineering-Team kann Kosten und Aufwand massiv reduzieren und wird deutlich flexibler. Ein Remote I/O System trägt konkret dazu bei, Ausfallzeiten zu minimieren und die Effizienz in der Produktion zu steigern. Durch eine durchgängige Diagnosemöglichkeit findet man mögliche Fehler und Defekte schnell und direkt. Schließlich wird die Integration von IoT (Internet of Things) weiter ausgebaut, um eine noch genauere und umfangreichere Datenerfassung und -analyse zu ermöglichen, was zu einer optimierten Entscheidungsfindung in Echtzeit führt.

Die moderne Maschinenarchitektur wird immer flexibler - was bedeutet das genau?

Sebastian Ganter: Die einfache Skalierbarkeit moderner Maschinenarchitekturen ist heute wichtig, um auf Marktanforderungen reagieren zu können, es sind quasi modulare Plug-and-Play-Systeme auf Basis von Ethernet-basierten Protokollen wie EtherNet/IP (Modbus TCP), (EtherNet/IP™ | ODVA Technologies | Industrial Automation) EtherCAT, PROFINET, oder auch CC-Link IE Field Basic. Daher sollten Remote I/O-Systeme einfach erweitert oder angepasst werden können, um zusätzliche I/O-Punkte oder neue Funktionen und Produkte wie Ventilinseln oder auch Antriebe zu unterstützen. Gleichzeitig sind die Platzverhältnisse oft beengt, auch deshalb sind flexible Remote I/O Systeme gefragt, die kompakt, platzsparend und dennoch robust sind.

Das klingt nach vielen Herausforderungen für die Maschinenbauer und Programmierer!

Sebastian Ganter: Auf jeden Fall! Diese Herausforderungen erfordern eine sorgfältige Planung, Auswahl und Implementierung von Remote-I/O-Systemen. Es ist wichtig, die spezifischen Anforderungen der Anwendung zu berücksichtigen und geeignete Lösungen auszuwählen, um eine effiziente, zuverlässige und letztlich auch kostengünstige Maschinensteuerung zu gewährleisten. Erfreulicherweise stehen den Anwendern heute bereits viele gute und innovative Lösungen zur Verfügung, die sich perfekt an die unterschiedlichsten Anforderungen anpassen lassen und am Ende des Tages auch die Gesamtkosten deutlich senken können.