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FreeMotionHandling

Fliegendes Assistenzsystem für das Handling in der Luft

Sowohl das Fliegen als auch das Greifen haben im Bionic Learning

Network von Festo eine lange Tradition. Mit dem im Raum schwe-

benden FreeMotionHandling haben die Entwickler nun erstmals

beide Themenfelder in einem Technologieträger vereint. Das

Indoor-Flugobjekt besteht aus einem ultraleichten Karbonring mit

acht adaptiven Propellern, in dessen Mitte eine drehbare Helium-

kugel mit integriertem Greifelement sitzt. Dank der intelligenten

Bordelektronik und dem eingesetzten Indoor-GPS kann die Kugel

autonom in alle Richtungen manövrieren, Gegenstände eigen-

ständig aufnehmen und an geeigneter Stelle abgeben.

Sichere Interaktion zwischen Mensch und Maschine

Für die Steuerung des Flugobjekts wird kein Pilot benötigt. Mensch

und Kugel können aber jederzeit problemlos und sicher interagieren.

Im Gegensatz zu anderen Indoor-Flugobjekten ist der Kontakt selbst

bei einer Kollision gefahrlos. Das eröffnet neue Perspektiven für

den Arbeitsraum der Zukunft: Dort könnte die Kugel dem Menschen

als fliegendes Assistenzsystem dienen – zum Beispiel bei Arbeiten

über Kopf, in schwindelerregender Höhe oder als Zubringer in

schwer zugänglichen Räumen.

Kombination mehrerer bionischer Prinzipien

Dafür machten sich die Ingenieure zwei bestehende Entwicklungen

aus dem Bionic Learning Network besonders zu Nutze: Vorbild für

die Greifmechanik des FreeMotionHandling ist der universell ein-

setzbare FlexShapeGripper, dessen Wirkungsprinzip von der Zunge

des Chamäleons abgeleitet ist. Sein elastischer Greifer kann sich

flexibel und formschlüssig über das jeweilige Greifgut stülpen und

sogar mehrere Gegenstände in einem Vorgang aufsammeln.

Die fliegende Heliumkugel an sich ist eine Weiterentwicklung der

eMotionSpheres. Für ihr Antriebskonzept konzipierte Festo erst-

mals adaptive Propeller, die dank ihrer flexiblen Membran für den

gleichen Schub in beide Drehrichtungen sorgen können. In die

Konstruktion der Propeller flossen die Erkenntnisse aus den

Arbeiten zum BionicOpter ein. Die Entwickler führten das Flügel-

prinzip der künstlichen Libelle weiter und übertrugen es auf die

Antriebe, die nun auch beim FreeMotionHandling zum Einsatz

kommen. Mit den Flugmanövern der eMotionSpheres zeigte Festo

außerdem, wie sich ein oder mehrere Flugobjekte kollisionsfrei

und koordiniert in einem abgesteckten Luftraum bewegen.

Im Gegensatz zu den eMotionSpheres sitzen die Propeller des

FreeMotionHandling nicht mehr direkt auf der Kugel. Genau wie

die gesamte Bordelektronik sind die acht adaptiven Antriebe auf

dem ultraleichten Flugring verbaut, der dadurch auch ohne die

Heliumkugel eingesetzt werden könnte.

Der Ring besteht aus einer filigranen Karbonstruktur, deren Bogen-

form eine hohe Schwingungsstabilität gewährleistet. In die Struktur

sind acht Platinen eingelassen, auf denen insgesamt vier Hub- und

vier Steuermotoren sowie die integrierte Funk- und Sensortechnik

sitzen.

Einzigartiges Flugmanöver in alle Richtungen

Vier der Propeller sind analog zur herkömmlichen Quadrocopter-

technik horizontal angebracht. Die anderen vier Antriebe sind ver-

tikal ausgerichtet. Zusammen mit dem Auftrieb der Heliumkugel

ermöglicht diese ausgeklügelte Kombination ein dynamisches

Flugverhalten in alle Raumrichtungen. Sie erlaubt das präzise Posi-

tionieren des Flugobjekts, ohne dass es kippt, sowie das Drehen

des Flugrings um seine horizontale und vertikale Achse.

Das FreeMotionHandling besticht aber nicht nur durch seine ein-

zigartigen Flugeigenschaften. Durch das Verdrehen der Kugel um

bis zu 180 Grad lässt sich auch sein Greifelement frei in alle Raum-

richtungen positionieren. Im Gegensatz zu gängigen Quadrocop-

tern, die mit einem Greifer ausgestattet sind, kann die Kugel ein

Objekt nicht nur von oben ansteuern, sondern aus den verschie-

densten Winkeln greifen. Im Vergleich zu konventionellen Mehr-

achs-Kinematiken verfügt das FreeMotionHandling über deutlich

mehr Freiheitsgrade.

Softes Greifen unterschiedlichster Gegenstände

Damit das FreeMotionHandling verschieden geformte Objekte

aufnehmen kann, setzen die Entwickler auch beim Greifelement

auf eine hauchdünne Folie, die mit Helium gefüllt ist. Über eine

Seilwinde in der Kugel zieht sich der Greifer ein. Durch den Druck

in der Hülle fährt er selbstständig wieder aus. Der Haltevorgang

dazwischen ist energiefrei. So kann die fliegende Kugel auch meh-

rere Gegenstände nach dem Last-in-first-out-Prinzip aufnehmen, in

ihrem Körper transportieren und an unterschiedlichen Positionen

nacheinander wieder ausgeben.

01:

Einzigartiges Flugobjekt:

Neben

der verlängerten Flugdauer garantiert die

Heliumkugel auch eine gefahrlose

Mensch-Maschine-Interaktion

02:

Unendliche Freiheitsgrade:

Die

frei orientierbare Heliumkugel ermöglicht

die Abgabe des Greifguts in den unter-

schiedlichsten Lagen

03:

Ausgeklügeltes Antriebskonzept:

Die

vier horizontalen Propeller sorgen zusam-

men mit der Heliumkugel für den nötigen

Auftrieb

04:

Exaktes Flugverhalten:

Die vier

vertikalen Steuertriebwerke dienen zur

präzisen Positionierung der Kugel in

allen Richtungen

01

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04

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Festo AG & Co. KG

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FreeMotionHandling: autonom fliegende Greiferkugel