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Exakte Positionsbestimmung durch Indoor-GPS

Damit das FreeMotionHandling prozesssicher und stabil fliegt, ist

eine permanente Kommunikation nötig. Für die Lokalisierung des

Flugobjekts sorgen die Funk- und Sensortechnologie an Bord in

Kombination mit dem installierten Leit- und Monitoringsystem, das

sich bereits bei den eMotionSpheres und den eMotionButterflies

von Festo bewährt hat.

Wichtiger Bestandteil dieses Indoor-GPS ist ein Kamerasystem,

wie es auch in der Fabrik der Zukunft eingesetzt werden könnte.

Mehrere im Raum angebrachte Infrarotkameras erfassen das

FreeMotionHandling über acht Infrarot-LEDs, die als aktive Marker

auf dem Flugring angebracht sind.

Die Kameras geben die Positionsdaten an einen zentralen Leit-

rechner weiter, der wie ein Fluglotse fungiert und die Kugel von au-

ßen koordiniert. Dabei sind sie so aufgestellt, dass sie den Raum

gesamthaft abbilden und das Flugobjekt stets von mindestens zwei

Kameras erfasst wird. Durch ihre speziellen Filter nehmen sie nur

Infrarotlicht auf und sind unempfindlich gegenüber anderem Licht.

Dabei misst das Kamerasystem 160 Mal pro Sekunde die exakte

Ist-Position des Flugobjektes, worauf der Leitrechner jede Ab-

weichung neu einregelt. Die Planung der Flugbahn wird also per-

manent aktualisiert. Neben der Position bestimmt das System

auch die Orientierung der Greiferkugel direkt. Zusätzlich werden

die Geschwindigkeiten und Beschleunigungen erfasst.

Präzise Objekterkennung durch On-Board-Kameras

Nähert sich die Kugel dem Greifobjekt, übernimmt sie ihre Bahn-

planung mit Hilfe von zwei integrierten Kameras allerdings selbst.

Die erste Kamera befindet sich im Greifer, die zweite direkt auf der

Außenhülle daneben. Dadurch nimmt das Handling sogar während

des Greifvorgangs seine Umgebung wahr und kann situativ auf

sie reagieren. Neben dem Greifgut erkennt die Kugel gleichzeitig

auch mögliche Hindernisse am Boden, denen sie ausweichen kann.

Nach Inbetriebnahme ist keine Steuerung von außen mehr erforder-

lich. Der permanente Informationsaustausch garantiert die Prozess-

stabilität des gesamten Systems. Eine Überwachung aller Parameter

per Funk und ein regulierender Eingriff sind aber jederzeit möglich.

Damit das FreeMotionHandling die gesuchten Objekte im Raum

selbstständig identifizieren und sicher greifen kann, setzen die

Entwickler auf ein weiteres naturwissenschaftliches Phänomen.

Auf der Außenhülle der Kugel sitzt ein Mini-PC, der die Signale

der beiden On-Board-Kameras permanent auswertet. Mittels

neuronaler Netze wird seine Software im Vorfeld darauf trainiert,

die zu greifenden Gegenstände bei jedem Licht und aus allen

Perspektiven von selbst zu erkennen.

Objekterkennung durch maschinelles Lernen

Zu diesem Zweck bekommt das System eine Vielzahl an Bildern

des Zielobjekts in verschiedensten Größen, Ansichten und Licht-

verhältnissen übermittelt, die es sich als positive Samples ab-

speichert. Wie das menschliche Gehirn auch kann der Rechner die

einzelnen Erfahrungswerte zu einem zusammenhängenden Ge-

samtbild verknüpfen und daraus die wesentlichen Merkmale des

jeweiligen Objekts extrahieren. Hat das System genügend positive

Samples gesammelt, kann es anschließend das gelernte Objekt

oder vergleichbare Gegenstände in allen Situationen zuverlässig

wiedererkennen und handhaben.

Entlastung des Menschen

Mit der Fähigkeit, eigenständig auf seine Umgebung zu reagieren,

erfüllt das FreeMotionHandling schon heute ein mögliches Kriterium

für den Arbeitsraum der Zukunft. Selbstlernende Subsysteme und

andere intelligente Komponenten nehmen in der Produktion eine

immer wichtigere Rolle ein. Mit Industrie 4.0 arbeiten Mensch und

Technik immer enger miteinander.

Ein wichtiges Element künftiger Fertigungsanlagen sind Assistenz-

systeme für den Menschen, die sich flexibel auf verschiedenste

Produktionsszenarien einstellen können. Die Technik ist dabei in

der Lage, jederzeit auf Eingriffe des Menschen und andere variable

Randbedingungen zu reagieren. Maschinen werden immer unge-

fährlicher für den Menschen und entlasten ihn darüber hinaus bei

seiner täglichen Arbeit.

Das Konzept des FreeMotionHandling könnte daher überall dort

zum Einsatz kommen, wo der Mensch eine maschinelle Unter-

stützung benötigt – etwa bei ergonomisch einseitigen Aufgaben

in der Montage, beim Sortieren oder in der Lagerhaltung.

01:

Intelligentes Monitoring:

Mit seinen

Infrarotkameras dient das Indoor-GPS zur

präzisen Lokalisierung der Kugel in einem

abgesteckten Raum

02:

Integrierte Kameratechnik:

Mit der

Kamera auf der Außenhülle erkennt das

Handling seine Umgebung sogar während

des Greifvorgangs

03:

Autonome Objekterkennung:

Die

Kamera im Greifer ermöglicht es dem

System, Gegenstände zu identifizieren

und sicher aufzunehmen

04:

Fliegendes Assistenzsystem:

Denk-

bare Einsatzszenarien wären Arbeiten

über Kopf, in schwindelerregender Höhe

oder in schwer zugänglichen Räumen

FreeMotionHandling

Selbstlernendes System für die Arbeitswelt der Zukunft

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Festo AG & Co. KG

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FreeMotionHandling: autonom fliegende Greiferkugel