trends in automation - page 11

Wiewirdsichergestellt, dassdieUhrenüberall auf derWelt
richtiggehen?
Ullrich:
Esgibt,wieebenschonerwähnt, diesogenannteWelt-
zeit, die für 24Zeitzonengilt undvonungefähr 400Atomuhren
weltweitbestimmtwird.DieUhrenwerdenmiteinanderverglichen
undeswirdeinMittelwertgebildet.Dabeiwerdenwenigergenaue
Uhrenweniger gewichtet alsgenauereUhren. ZumSchlusswird
geprüft, obdieserWertmit denbestenUhrenderWelt überein-
stimmt, zudenenauchunsereAtomuhrenander PTB zählen.
Die sobestimmtenWertegibt das internationaleBüroder
Meterkonvention, dasBIPM,welchesseit1875 im französischen
Sèvresbei Parisbeheimatet ist, alsWeltzeitheraus.Daspassiert
zurzeit einmal imMonat.Wichtig ist dabei auch, dass alle
Atomuhrenauf eineHöhebezogenwerden,weil dieZeit eben
auch, nachEinstein, vomSchwerefeldabhängt.
Wie langewirddieaktuelleZeitdefinitionvoraussichtlich
nochgültigsein?
Ullrich:
Sicher nocheinige Jahre, aber dienächsteGeneration
Uhren ist schon inSicht. DiesesogenanntenoptischenUhren
werdenvermutlichmindestenshundertmal genauer seinalsdie
bestenAtomuhrenheute.Sie funktionierennacheinemähnlichen
Prinzip. DieStrahlung,mit derwir hier Elektronenanregen, hat
allerdingseine100000-mal höhereSchwingungsfrequenzund
liegt imsichtbarenBereich.StattmitMikrowellenstrahlung laufen
dieoptischenUhrendeshalbmit LichtaushochpräzisenLasern.
Ander PTBhabenwir schonheute zwei verschiedeneoptische
Uhren,diebeideungefährzehnmalgenauersindalsunsereAtom-
uhren. Indennächsten Jahrenwerdenwiraberweltweiterstein-
mal unterschiedlicheoptischeUhrenvergleichenundbeobachten
müssen, obundmitwelcherUnsicherheit sieallegleich ticken.
Solangewirdesauchmindestensnochdauern,bismandieDefini-
tioneinerSekundedenneuen technischenMöglichkeitenanpasst.
WelcheRollespielt dieZusammenarbeitmit internationalen
Partnernbei solchenneuenEntwicklungen?
Ullrich:
WirMetrologenarbeitenseit derUnterzeichnungder
Meterkonvention im Jahr 1875 international sehr engund
konstruktiv zusammen, was ichals sehr angenehmempfinde.
Aber natürlichgibt esauchKonkurrenz. AmEndedesTageswill
schliesslich jeder diebesteUhr haben.Wasdasbetrifft, sind
wir recht erfolgreich. Unsere Fontänen-Atomuhren zählen zu
dengenauestenUhrenderWelt.Und imBereichderoptischen
Uhren liefernwir uns gerade ein freundschaftliches Kopf-an-
Kopf-Rennenmit unseremPartnerinstitut, demNational Insti-
tuteof StandardandTechnology, kurzNIST, indenUSA.
Siebeschäftigensichberuflichsehr intensivmit demThema.
Beeinflusst dasauch Ihr ganzpersönlichesVerhältnis zur Zeit?
Ullrich:
IchempfindeZeitalseinextremwertvollesGut.Deshalb
versuche ich, sieoptimal zunutzen. Icharbeite zumBeispiel
unterschiedlicheAufgaben, die intensiveKonzentrationverlan-
gen,möglichst blockweiseabundwerdedanndabei auchnur
ungernunterbrochen,weil esdieArbeithöchst ineffizientmacht,
wennman immerwieder von vorneanfangenmuss. Deshalb
mache ichmich in solchenArbeitsphasen,meist frühmorgens
oder amWochenende, auch vonHandy und Internet relativ
unabhängig.
Das Schwierigste ist, dieberufliche Zeitmit der Zeit für die
Familie inEinklang zubringen. Das liegtwohl aucheinbisschen
daran,dass ichmeineArbeit sogernemacheundsieoftgarnicht
alsArbeit empfinde. Dann vergesse ich schonmal die Zeit.
„WärenunsereneuenoptischenUhren
soaltwiedasUniversum,würdensie
heuteumweniger als zehnSekunden
falschgehen.“
JoachimH.Ullrich, PTBBraunschweig
1.2014
trends inautomation
Inspiration
10
11
1...,2,3,4,5,6,7,8,9,10 12,13,14,15,16,17,18,19,20,21,...52
Powered by FlippingBook