

„Schanzen eignen sich gut als Metapher,
beispielsweise für den Karrieresprung [...].
Man kann sich [...] erstmal die kleine als Ziel
setzen [...] und dann schauen, ob einem
vielleicht auch die große Schanze liegt.“
Sven Hannawald, ehemaliger Skispringer, Olympiasieger, Erfolgscoach
sind und man sich noch nicht zu tief in die Krise reinmanövriert
hat. Nicht rechtzeitig abgebremst hat. Und das ist ein entschei-
dender Punkt, um den es letztlich immer in der einen oder ande-
ren Form beim Thema Erfolg geht.
Überenergie freisetzen – nicht jeder hat das Zeug zu Superman
oder Superwoman …
Hannawald:
Ich glaube, in gewisser Weise doch. Zumindest
kann man diese Art Energie auch als Sportler fast nicht antrai-
nieren. Vielleicht läuft nicht jeder einen Weltrekord. Aber Nieder-
lagen gehören bekanntlich immer zum Leben. Ein Sportler hat
nur gelernt, die Energie, die in einer Niederlage steckt, für sich
zu nutzen. Ein Sportler erfährt meist schnell, wie schön sich Er-
folge anfühlen. Aber die meiste Energie gibt’s wirklich immer aus
den Niederlagen. Weil man da einen innerlichen Frust hat. Und
der entlädt sich dann meist als Energie für den neuen Weg. So,
dass es dann relativ schnell vorwärts und in die richtige Richtung
geht. Aber eben nur, wenn nicht alles völlig ausgebrannt ist. Wer
einen Marathon läuft, kann sich am nächsten Tag sicher nicht
mehr sportlich betätigen. Er muss erstmal alle Systeme wieder
auftanken.
Erinnert so manchen vermutlich an seinen Joballtag …
Hannawald:
Stimmt! Beispiele aus dem Sport lassen sich auf al-
les übertragen, privat ebenso wie beruflich. Dort ist es ja meist
noch viel schlimmer. Durch Überforderung, Druck oder finanziel-
le Sorgen gerät man auch leicht in so ein Fahrwasser wie ich sei-
nerzeit – dann macht man immer mehr und weiter, will funktio-
nieren.
Um beim Bild vom Marathonläufer zu bleiben: Vielleicht käme er
nach der Zielgeraden sogar noch ein paar Kilometer weiter in
Richtung nächstes Ziel. Aber was, wenn er an einer Weggabe-
lung seine letzten Energiereserven verbraucht hat – und die fal-
sche Abzweigung nimmt? Dann bleibt er auf der Strecke. Wer
zwischendurch aufgetankt hat, hat noch Ressourcen, um seine
Fehlentscheidung zu revidieren und den richtigen Weg einzu-
schlagen. So banal es klingt, aber die Leistungsfähigkeit ist
schon sehr entscheidend für Erfolg. Ohne sie ist der Erfolg sehr
flüchtig. Und das gilt für den Mitarbeiter im Büro ganz genauso
wie für den Top-Athleten. Der hat’s sogar noch besser, weil er
Druck und Stress über Bewegung abbauen kann.
Sie coachen inzwischen Führungskräfte, Unternehmer und ihre
Teams. Erkennen Sie Analogien zwischen Managern und Spit-
zensportlern?
Hannawald:
Ja, enorm viele. Manager kennen ja auch dieses
Phänomen von Ehrgeiz, für den Erfolg alles zu geben. Und noch
mehr zu wollen. Mittlerweile noch viel stärker als früher. Die
Märkte haben sich mit der Digitalisierung verändert. Heute tre-
ten gewissermaßen Wettkämpfer unterschiedlichster Diszipli-
Nicht nur Spitzensportler halten dem extremen Druck kaum
mehr stand. Sven Hannawald gibt heute seine Erfahrungen
und seine Expertise in Sachen Erfolg an Firmen und ihre Mit-
arbeiter weiter. Die Sven Hannawald & Sven Ehricht Unter-
nehmensberatung mit Sitz in München (www.sven-hanna-
wald.com) begleitet Unternehmen und Organisationen mit
neuen Ideen und bewährten Konzepten rund um Sport, Cor-
porate Health und auch Erfolg – wie die Pausen-Kampagne für
Staedtler beispielsweise, oder malen für die innere Balance.
Gemeinsam mit der Gezeiten Haus Akademie veranstalten die
beiden ehemaligen Leistungssportler auch gezielt Intensiv-
Seminare für Führungskräfte und Unternehmer auf Ski-
sprungschanzen – nicht nur, um Leistungspotenziale zu opti-
mieren, sondern für eine aktive Work-Life-Balance sowie
wirkungsvolle Stress- und Burnout-Prävention.
Erfolg in Balance
1.2017
trends in qualification
Inspiration
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