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rfolg ist das Ziel – aber der Weg dorthin ist oft mehr als
steinig, und vor allem, was kommt dann? Karin Pfeiffer
hat für trends in qualification bei Sven Hannawald nach-
gefragt.
trends in qualification:
Herr Hannawald, „Flüge in die Unsterb-
lichkeit“, lässt sich das überhaupt noch toppen?
Sven Hannawald:
Ja, heute betrachte ich mich sogar als noch er-
folgreicher. Denn inzwischen kann ich Erfolg auch wahrnehmen
und spüren, was ich dafür brauche. Sportlich macht mich das,
was ich erreicht habe, natürlich unheimlich stolz. Die Vierschan-
zentournee auf allen Schanzen zu gewinnen, lebte als Mythos im
Leistungssport. Sieben Skispringer vor mir hatten immerhin
schon drei Siege in der Tasche, waren aber alle auf der vierten
Schanze am letzten Tourneetag in Bischofshofen am psychi-
schen Druck und wohl auch an der Erwartungshaltung geschei-
tert. Ich habe diesen Sprung für die Ewigkeit noch heute prä-
sent, wenn ich die Augen schließe: Zwölf Sekunden, 131,5 Meter
– mehr als ein gewaltiger Moment. Ich hatte einen Mythos ge-
knackt und alles erreicht, was ich mir je erträumt hatte.
Aber ich war bereits total leer, keine Energie mehr. Nicht mal
für die Freude. Ich hatte das Nonplusultra erreicht. Ich bin zwei
Jahre später dann vollends im Burnout gelandet. Mein Ehrgeiz
und mein Perfektionismus hatten mich aufgezehrt.
„Flüge in die Unsterblichkeit“
, titelten die Medien. Olympia-Gold, Weltmeister, diverse
Weltcup-Siege und als einziger Mensch der Welt den Vierertriumph der Vierschanzen-
Tournee gesprungen: Sven Hannawald ist also ausgewiesener Experte in Sachen Erfolg.
Die Sportlegende spricht über Höhenflüge, Abstürze und wie er aus den Tiefen gelernt
hat, ein Gespür für den nachhaltigen Erfolg zu entwickeln.
Zwölf Sekunden
zum Mythos
Interview
Eine gute Portion Ehrgeiz gehört doch aber vermutlich dazu,
um erfolgreich zu sein?
Hannawald:
Natürlich braucht Erfolg Antriebsfedern wie Ehrgeiz.
Er ist sicherlich eine Voraussetzung dafür, große Ziele zu errei-
chen. Und ich bin auch keiner, der halbe Sachen macht. Meinem
Drang zum Perfektionismus habe ich auch mein technisches Ni-
veau und damit meine Erfolge zu verdanken. Nur, wenn ich ein
Ziel erreicht hatte, habe ich mir sofort das nächste gesetzt. Von
Erfolgen verwöhnt, hat das Erreichte schnell seinen Reiz verloren.
Der eigene Ehrgeiz treibt einen dann in eine Art Fahrwasser im-
mer weiter auf diesem kräftezehrenden Kurs. Ohne Pause, um
mal abzuschalten und die Akkus aufzuladen.
Erfolg kann also wirklich süchtig machen?
Hannawald:
Es macht natürlich süchtig, wenn man sich eine Auf-
gabe stellt, die enorm groß ist – und man trotz aller Widrigkeiten
nicht aufgibt und sie dann tatsächlich schafft! Man ist enorm
stolz auf seine Leistung und sein Team. Davon möchte man
mehr. Ohne innehalten. Ohne den erzielten Erfolg zunächst zu
feiern und zu genießen. Gleich. In so einer Situation einen kühlen
Kopf zu bewahren und sich klar und entschieden herauszuneh-
men aus dem Sog, um erstmal wieder aufzutanken – das hat