Fuchs:
Der Sicherheitsgedankehat fürmichoberstePriorität.
IchhabeExpeditionenabgebrochenundbinbereit, diesauch
immerwieder zu tun. Ausmeiner Sicht ist eshöchst unmo-
ralisch,MenschenlebenaufsSpiel zusetzen.NehmenSienur
dasDramaamEverest inden1990er Jahren, alsBergsteiger
gestorbensindundandereeinfachan ihnenvorbeigingen,
weil sieerst einmal zumGipfelwollten. Fürmichgibt esso
etwaswieExpeditionsethikund -moral. Sowichtig ist Erfolg
nicht, dassman für ihndasWohl der Teammitglieder riskiert.
EinTeam istwieeineKette.Merke ich, dasseinGlied zerreisst
undeinMitglieddasnicht schafft, dannbreche ichdasGanze
ab.Wennwir auf Expeditiongehen, dann tunwir dasauch,
weilwir dabei Spasshabenwollen. Fürmichhört der Spass
aber sofort auf,wenndabei jemandauf der Streckebleibt.
Fällt esschwerer, einenSchlussstrich zu ziehen, alsbedin-
gungslos immerweiterzugehen?
Fuchs:
Gleich, ob ichmit demSchiff,mit Skiernoder aufHunde-
schlittenunterwegsbin, ichbin immerauf einZiel programmiert.
Davon zu lassen, fällt nie leicht. Esgibt dieseMassgabe„never
giveup“. Fürmichbedeutet das jedochmehr als„gibniemals
auf“, fürmichheisst das„gibdichselbst niemalsauf“. Das ist
meineLebensversicherung.
Oft istmanaber auch ineinemTrott drin, einerRoutine, die
einen immerweitertreibt. Das ist zwar gut, umvoranzukom-
men, dochgenaudarin liegt aucheineGefahr, ander viele
Expeditionengescheitert sind. Denn ichmussdazu inder
Lagesein, immerwieder auf einer anderenEbene zudenken,
losgelöst vondem,was ichgerade tue, undeineArtMonitoring
übermichundmeinTeamanzustellen. Dann frage ichmich:
Geht daseigentlichnoch? Ist dasnochvernünftig,wasdu
machst?Oder ist esbesser abzubrechenund zustoppen,
auchwennesnur nocheinigeKilometer bis zumZiel sind?
Diese Fähigkeit des Innehaltensmussmansichantrainieren
undversuchen, dieeigeneSituation immerwieder vonneuem
objektiv zubewerten.
Ist esdas,wasdenLeader ausmacht?
Fuchs:
Ichglaube ja.
TrauenSiesichmit den Jahrenmehr zu, gehenSieheutean-
dereWege,wählenSieandereHerangehensweisen,wiehaben
Siesichverändert?
Fuchs:
Ichhaltees fürwichtig, dassman immerweiss,woman
leistungsmässigsteht. IchkannheutenochproblemlosHunde-
schlittenhinterherrennen,wie ichdasvergangenes Jahrwieder
getanhabe. Dochmuss ich immer nochbei vielWindoben in
dieTakelagegehen, selbstwenn ichesnochkann?Nein, das
brauche ichnichtmehr, da ichweiss, dasses jungeLeutegibt,
Auf hoherSee:
Auf seinemSegelschiffDagmarAaenhat Arved Fuchsseit 1989über 300.000km zurückgelegt.
„Ichhaltees fürwichtig,
dassman immerweiss,wo
man leistungsmässigsteht.“
Foto:©AFExpeditionen