diedarauf brennen, dahochzuklettern. DasLoslassen, das
Delegieren ist etwas, dasmit den JahreneineeigeneQualität
gewinnt. Sobaldmanbereit ist, bestimmteDingeaucheinmal
sein zu lassen, kannmanalsExpeditionsleiter bis inshohe
Alter aktivsein.
Ganz früher habe ich jaaucheinigeSolo-Expeditionendurch-
geführt, auf denen ichwochenlangmit Schlittenalleineunter-
wegswar. Dannsass ichabends imZelt undunterhieltmichmit
meinemTagebuch,was ich relativöde fand. DasSchöne
aneinemTeam ist: Jeder Einzelnemultipliziert imAustausch
untereinanderdieEindrücke.Wäre ich immeralleineunterwegs,
dannwärensicherlichdieGrenzendessen,was ich tunkönnte,
schneller erreicht.
Siebereisenschonseit sovielen JahrendieWelt undhaben
viel Unterschiedlichesgesehen,wohabenSiesichamwohlsten
gefühlt?
Fuchs:
Es istweniger einOrt, andem ichmichamwohlsten
fühle, alsvielmehr einewiederkehrendeGesamtsituation. Das
kanneineMomentaufnahmesein. Stille, die fast physischspür-
bar ist.Hier bei unshörtman immer etwas, Autos,Menschen.
Wenn ich imNordenGrönlandsunterwegsbin, höre ichoft rein
gar nichtsoder nur dasRauschendesWindes.
MeineSinnewerden ineinemganzanderenMassegeschärft.
Ich riecheanders, seheanders, höreanders, ichnehmedas,
wasmichumgibt, ganzandersauf. Soerlebe icheinäusserst
intensivesWahrnehmenüber dasgesamteSinnesspektrum
hinweg. Auchder Zeitbegriff ist einanderer.
Hier sindwir immermehr oderweniger ineinenZeitrahmen
eingebunden.Dortdraussen istdieZeit ingewisserWeise
aufgehoben,weilmannicht eingebunden ist inein zeitliches
Korsett.
Ist esschwierig, voneinerReisewieder indieNormalität
zurückzukehren?
Fuchs:
Daswar fürmich früher sehr schwierig.Heutehabe ich
gelernt, damit zu leben. Und ichmagdiesesLebenhier jaauch,
ichbinkeinAussteiger. Ichgehegerne insRestaurant, insKino,
insTheater.Wasmichnachwievor immer nochstört, ist aber
dieseOberflächlichkeit.Wenn ichnacheiner langenReise
wieder zurückkomme, gerade imHamburgerHafenanlege, die
Leinensindnochnicht fest undder erste Journalist fragtmich,
wanneswieder losgeht, dann fällt esmir schwer, diesals in
irgendeinerWeisesinnhaft zuerkennen. Diesesoberflächliche
AbhakenvonDingen– istdaseinegeschafft,mussschonwieder
dasnächsteher –dasnervtmichmanchmal schon.
WienehmenSieeigentlichdieseganzeneinzigartigen
Stimmungen inderNaturmit nachHause?
Fuchs:
EsgibtBilder, dieverankernsich imKopf. Dies istmein
eigentlichesKapital, das ich inmeinemLebenangesammelt
habe. Sosind inmir dieBildermeiner Labradorreiseausdem
Jahre1977nochgenausopräsentwiesechsWochendanach.
Oder auchdasPolarlicht. Ichhabees zwar schonsooft gese-
hen, binaber nachwievor so fasziniert davon, dass ichheute
noch,wenn ich inder Koje liegeundwachfrei habe, nachoben
anDeckgehe, indünnenKlamottendastehe, friereundstaune,
wiegigantischdas ist.GenaugenommensindesdieseMomente,
für die ichallesaufmichnehme, sie treibenmichan. Ichgehe
nicht indiePolarregionen,weil ichMasochist binoder ummich
irgendeinemUngemachauszusetzen. IchnehmeEntbehrungen
aufmich,weil ichdarausErlebnissegeneriere, diegrandios
sindundmeinLeben reichmachen.
Mittlerweilegeht es Ihnenauch immermehr darum, die
Veränderungen inderNatur, insbesondereverursacht durch
denKlimawandel, zudokumentieren. Ist daseineneue, ganz
eigeneHerausforderung für Sie?
Fuchs:
Ichversuche,was icherlebe,weiterzutragen.Mir bedeu-
tendieseLandschaftensehr viel undmir ist esnicht egal,was
dort passiert.Wenn ichsehe,wiesichdieNatur unddasLeben
derMenschen innerhalbvonDekadengravierendverändert
undwasdiesauch für politischeAuswirkungenhat, dann ist es
meinePflicht alsZeitzeuge, dies zudokumentieren.Nur schöne
Bilder undspannendeGeschichten zuerzählen, genügtmir
nicht.
Das Interview fandam17.02.2014 inOldenburgstatt.DieRäumlichkeiten
wurdenvonderBüntingUnternehmensgruppe (
) zur
Verfügunggestellt.
Arved Fuchs’ Polarsegler, dieDagmarAaen,wurde
1931als Fischkutter für denEinsatz imNordatlantikund
auf derNordseegebaut. Für diesichere Fortbewegung in
schwerer Seeund zurÜberwinterung imEiswurdesie
technischaufgerüstet. Der aussechsZentimeter dicken
Eichenplankenund -spantengebauteRumpf istmit einer
Eishaut ausbis zu6mmAluminiumverstärkt, Stevenund
Kiel schützenbis zu3 cmStahl. DenVortriebgewährleis
ten220m²Segelflächeundein180PSstarker Callesen
Diesel Typ425CO, 3Zylinder 4Takt.
Zur sicherenNavigationundKommunikationverfügt
dieDagmarAaenüber neuesteTechnikwieRadar, GPS-
Satelliten-KompassundNotfall-Alarmsysteme. Trotz
GPS-TechnologievertrautArvedFuchsnachwievorgerne
auf seinklassischesHandwerkszeug, denSextanten.
ImNotfall steht ihmundseiner Creweine12-Personen-
Rettungsinsel zurVerfügung.
Sicherheit auf See
Sextant undGPS
2.2014
trends inautomation
Inspiration
12
–
13