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„Ich denke, wenn

autistische Menschen

an Robotern lernen, sind

sie letztlich auch auf den

Umgang mit Robotern

begrenzt.“

Dr. Christine Preißmann,

Ärztin und Fachautorin mit dem Spezialgebiet Autismus

Bild: Preißmann

Tipp

Grundlagen der Robotik

Robotern eröffnen sich besonders im

Hinblick auf Industrie 4.0 viele inter-

essante Aufgabengebiete – jetzt ein-

steigen in das spannende Thema. Fes-

to Training and Consulting bietet das

Seminar „Grundlagen der Robotik“.

Die Teilnehmer lernen verschiedene

Industrieroboter und ihre Teilsysteme

kennen. Sie erfahren mehr über ihre

Eigenschaften, die Einsatzmöglichkei-

ten, Programmiermethoden und das

wichtige Thema Sicherheit. Dazu wer-

den viele praktische Übungen mit ech-

ten Industrierobotern durchgeführt.

www.festo-tac.at

Im Suchfeld bitte die Webinfo-

Nummer 578435 eingeben

ganz großen Umfang“, erklärt Prof. Schul-

ler. „Dazu gehören die autistische Sprache

sowie die Bildverarbeitung für Bewegungs-

muster und Gestik. Wir liefern Verdachts-

momente und die Erkennungssoftware

überwacht Mimik, Gestik und Sprechver-

halten wie Grundfrequenz und Variabilität

der Stimme. So lassen sich Emotionen er-

kennen“, erläutert Schuller.

Skepsis an androider Kompetenz

Dass die androide Kompetenz den Kin-

dern in diesem Projekt nachhaltig helfen

wird, das bezweifelt die deutsche Ärztin

Dr. Christine Preißmann. Sie ist Fachauto-

rin mit Spezialgebiet Autismus und selbst

vom Asperger-Syndrom betroffen: „Der

Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist auf

vielen Ebenen sinnvoll, aber ob es eine

Bereicherung für die emotionale Entwick-

lung sein kann, ist derzeit fraglich. Jeder

autistische Mensch ist ein Individuum.

Daher benötigen Autisten gezielte Betreu-

ung. Ich zweifle, dass Roboter diese Indi-

vidualität leisten können. Ich denke, wenn

autistische Menschen an Robotern lernen,

sind sie letztlich auch auf den Umgang

mit Robotern begrenzt.“

Datenflut wird wieder Roboterwissen

Die Auswertung der Informationen, die

man in den dreieinhalb Projektjahren von

„DE-ENIGMA“ sammeln möchte, ver-

spricht auf alle Fälle einen datentechni-

schen Quantensprung – nicht nur für die

Autismusforschung, sondern für die wei-

tere Wissenschaftsgemeinde. Noch nie

war es möglich, exakte Informationen zu

Verhalten, Mimik, Intonation, Lautstärke

und Bewegungsabläufen so komprimiert

und zielgruppengenau in großer Menge

zu sammeln.

Uncanny Valley Phänomen

Während viele Menschen weltweit von den

großen und kleinen androiden Helfern be-

geistert sind und die Wirtschaft im Bereich

der Robotertechnik astronomische Ver-

kaufszahlen prognostiziert, könnte es aller-

dings auch immer mehr zu einem Bruch der

kommerziellen Akzeptanzkurve auf dem

Weg zum perfekten Maschinenmenschen

kommen. Die Rede ist vom Uncanny Valley

Phänomen („unheimliches Tal“), das eine

psychologische Akzeptanzlücke markiert,

sobald eine Figur ein gewisses Niveau an

Anthropomorphismus erreicht: Was auch

immer hohe Menschenähnlichkeit besitzt,

aber sich nicht „perfekt“ wie ein Mensch

verhält, kann leicht suspekt wirken.

Die technologische Singularität

Trotzdem scheint am Ende des Weges die

technologische Singularität zu warten –

der Moment, in dem Mensch und Maschi-

ne in ihrer Intelligenz gleichwertig werden

und Maschinen sich selbst verbessern

und entwickeln. Ganz so einfach ist das

glücklicherweise nicht. Denn menschliche

Gefühlswelten bleiben Robotern vorerst

verwehrt. Für eine Annäherung müsste

die Informationsverarbeitung wie beim

Menschen zumindest mit der Physiologie

gekoppelt sein und das ist nicht nur eine

Frage der Sensorik. Es ist also nicht zu er-

warten, dass in naher Zukunft Maschinen

den Menschen an echtem Intellekt über-

trumpfen, auch wenn Siri das im Sinne

von Descartes schon heute glaubt: Auf

die Frage „Was hältst du von Künstlicher

Intelligenz?“, antwortet Siri: „Ich denke,

also bin ich.“

2.2016

trends in qualification

Synergien

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