K
lärwerke müssen nicht nur
mit Haushalts- und Industrie-
abwässern fertig werden.
Auch das Regenwasser gelangt
über die Kanalisation in den Reinigungs-
prozess. Weil Kläranlagen genau wie
Industriebetriebe nur für eine bestimmte
Auslastung konzipiert sind, bringen
überdurchschnittlich grosse Nieder-
schlagsmengen die Anlagen an ihre Kapa-
zitätsgrenzen. Die Lösung heisst Regen-
rückhaltebecken. Sie fangen über-
schüssiges Wasser aus der Kanalisation
auf und schützen Klärwerke und Gewäs-
ser vor Überlastung. Es gibt nur ein Prob-
lem: Regenrückhaltebecken befinden
sich häufig an abgelegenen Orten, zu de­
nen keine reguläre Stromversorgung be-
steht. Diese Einrichtungen können daher
nicht automatisiert betrieben werden und
Mitarbeiter müssen Schieber mühsam
per Hand betätigen, was wertvolle Zeit
kostet.
Anspruchsvolle Kontrolle
Das Management der Regenrückhalte-
becken ist auch für den Abwasserverband
Weißach und Oberes Saalbachtal immer
wieder eine echte Herausforderung. Aus
22 Gemeinden fliessen Abwässer in das
zentrale Klärwerk bei Heidelsheim. Nach
jedem Regen müssen streng genommen
alle 39 Regenrückhaltebecken vor Ort
kontrolliert werden. Eine Aufgabe, die ge-
rade in regenreichen Wetterphasen nur
schwer zu bewältigen ist. Hinzu kommen
in der kalten Jahreszeit teilweise Kom-
plikationen mit den elektrisch angetriebe-
nen Abflussdrosselschiebern, die den
Durchfluss des Abwassers in die Kanalisa­
tion regeln. Der elektrische Spindelantrieb
gerät bei festgefrorenen Drosselklappen
immer wieder an seine Leistungsgrenzen.
Beide Probleme kamen beim Besuch
eines Festo Aussendienstmitarbeiters
zur Sprache und bildeten den Anfang eines
zukunftsweisenden Projekts.
Eine energieautarke Lösung
Zurück in Esslingen entwickelte sich aus
dem Aussendienstgespräch zunächst
eine Studienarbeit, die Möglichkeiten und
Machbarkeit untersuchte. Eine Bachelor-
arbeit erstellte ein praxistaugliches Kon-
zept, das schliesslich in einer zukunfts-
weisenden Komplettlösung resultierte:
dem energieautarken automatisierten
und ferngesteuerten Handling der
Schieberarmaturen. In kurzer Zeit wurde
daraufhin mit dem Abwasserverband
Weißach und Oberes Saalbachtal ein ers-
tes Pilotprojekt realisiert. Hierbei treibt
mittels Photovoltaik gewonnene Sonnen-
energie die Steuerungseinheit an und be-
tätigt die pneumatischen Antriebe vom
Typ DLP. Fällt die Stromversorgung über
einen längeren Zeitraum aus, erlaubt
eine integrierte Notlauffunktion noch das
mehrmalige Betätigen der Armaturen.
Selbst bei schlechtem Wetter arbeitet die
Anlage rund eine Woche weiter. Ein
GSM-Modem leitet alle relevanten Daten
gleichzeitig an die Leitstelle des Klär-
werks weiter. Von dort aus können die
Schieberventile zentral geöffnet und ge-
schlossen werden. Für doppelte Sicher-
heit und eine verkürzte Reaktionszeit bei
Störungen sorgt die gleichzeitige Benach-
richtigung des zuständigen Festo Mitar-
beiters. Dieser kann seinerseits schon
mögliche Lösungen vorbereiten, noch be-
Grosse Niederschlagsmengen überlasten viele Klärwerke.
Regenrückhaltebecken
schützen sie davor. Für mehr Sicherheit und niedrigere Kosten sorgt ein
energieautarkes automatisiertes Steuerungssystem mit pneumatischen Antrieben
von Festo. In einem Pilotprojekt beweist es seine Vorteile.
Den Regen
geregelt
Abwassertechnik energieautark automatisiert
Foto: © saiva/shutterstock
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