

*) Benannt nach der Kernphysikerin Lise Meitner (1878 – 1968)
D
ie digitale Sphäre verschmilzt immer mehr mit der nicht-
digitalen, der realen Welt. Eine Entwicklung, die uns alle
betrifft: Familien, junge und alte Menschen, Arbeitneh-
mer und Arbeitgeber, Schüler und Studierende.
Besonders spannend wird es allerdings, wenn ein „Game“
zum Unterrichtsmedium wird. Mehr noch: wenn sich sogar das
Beurteilungssystem an den Gepflogenheiten der Spielewelt
orientiert.
Begonnen hat das alles mit dem Computerspiel „Minecraft“, das
nach der Erfindung durch den schwedischen Programmierer Mar-
kus Persson seinen Siegeszug im „digitalen Universum“ antrat.
Seither tummeln sich Millionen Spieler in den unterschiedlichs-
ten Modi des Indie-Open-World-Spiels, erschaffen ihre virtuellen
Würfel-Welten und trainieren so für den realen Alltag.
trends in qualification hat Christian Haschek getroffen, einen Leh-
rer, der am Lise-Meitner-Realgymnasium in Wien (benannt nach
der Kernphysikerin Lise Meitner) das Fach „Informations- und
Kommunikationstechnik“ (IKT) unterrichtet. Seine Schüler nähern
sich dem Thema ‚Elektrische Schaltungen‘ mithilfe des Spiels
Minecraft – ja sogar Teile ihrer Matura haben sie so abgelegt.
XPs, das steht für „Experience Points“, also Erfahrungspunkte.
Was das mit Computer-
Games und vor allem mit einer ungewöhnlichen Unterrichtsmethode zu tun hat, das haben
wir Christian Haschek gefragt, einen Lehrer, der die Kinder und Jugendlichen dort abholt,
wo sie sich heutzutage meist ohnedies schon befinden: in der virtuellen Welt.
Ein Modell, das international für reges Interesse sorgt.
Minecraft-Matura und XPs
Interview
trends in qualification:
Herr Haschek, was ist eigentlich
Minecraft?
Christian Haschek:
Minecraft ist eine „sand box“, ein virtueller
Sandkasten, ein Spiel, das keine Handlung vorgibt. Das heißt, es
handelt sich um eine offene Welt, in der man machen kann, was
man will. Es gibt keine Story und keinen fixen Weg, den man ge-
hen muss.
Was ist dann vorhanden?
Haschek:
Es sind lediglich würfelförmige Blöcke vorgegeben, die
sich in Material und Farbe unterscheiden. Aus ihnen kann der
Spieler Konstruktionen in einer 3D-Welt bauen. Die meisten
Spieler bauen also Häuser, und wenn zwanzig bis dreißig Spieler
gemeinsam spielen, entstehen ganze Städte. Es gibt beispiels-
weise ein Projekt, an dem ich auch beteiligt bin, bei dem Spieler
auf diese Weise ganz Wien virtuell nachbauen. Das Zentrum, der
erste Bezirk, ist schon beinahe fertiggestellt.