einfacht und beschleunigt. Hinzu kommen effiziente Lösungen
aus dem Bereich der Prozessautomatisierung, die den Energie
verbrauch der Anlagen senken und deren Zuverlässigkeit erhö-
hen.
Sind dies Entwicklungen, die auch den heutigen führenden
Technologienationen den Weg in die Zukunft weisen?
Cornel:
In den Megastädten findet eine Entwicklung statt,
die von den technologischen Fortschritten und Erfahrungen in
Europa und den USA profitiert. Auch Deutschland gehört in
diesem Bereich zu den Technologieführern. Da aber auch wir in
Zukunft in Bezug auf die Wassernutzung umdenken müssen –
Stichwort Klimawandel – können die Entwicklungen der
aufstrebenden Wirtschaftsnationen in zehn, zwanzig Jahren
für uns Vorbildfunktion haben.
Die Weltbevölkerung wächst stetig, die UNO erwartet bis
2025 eine Bevölkerungszahl von über 8 Milliarden Menschen
und rechnet für das Jahr 2100 sogar mit fast 11 Milliarden.
Reichen die Wasservorräte der Erde eigentlich für alle aus?
Cornel:
Prognosen zum Anstieg des Wasserverbrauchs sind
naturgemäss schwierig, da der Wasserverbrauch nicht pro-
portional zum Bevölkerungswachstum ansteigt. Eine entschei-
dende Frage ist, wie sich die Welt ökonomisch entwickelt. Zum
einen steigt der Wasserverbrauch in Haushalt und Industrie mit
steigendem Wohlstand. Auch die Ernährungsgewohnheiten spie-
len eine zentrale Rolle. Wir brauchen 80–85 Prozent des Wassers
für die Produktion von Nahrungsmitteln. Je mehr Menschen von
der überwiegend vegetarischen Ernährung zum Konsum von
Fleisch wechseln, desto höher wird der Wasserverbrauch der
Landwirtschaft steigen. Anderseits verschwenden wir derzeit
noch viel Wasser, zum Beispiel durch ineffiziente Bewässerungs
techniken. Grossflächiges Fluten von Feldern braucht wesent-
lich mehr Wasser als unterirdische Tröpfchenbewässerung. Die-
se gegenläufigen Trends erschweren die Vorhersage. Aber auch
jetzt schon ist die regionale Verfügbarkeit stark unterschied-
lich, d.h., Wasserüberfluss in manchen Regionen steht Wasser-
mangel in anderen gegenüber.
Mit den Meeren verfügen wir allerdings im Prinzip weltweit über
genügend Wasser. Allerdings ist die Entsalzung von Meerwasser
sehr energieintensiv und verschärft die Fragen der – CO
2
-neu
tralen – Energieumwandlung. Auch die sogenannte „Bioenergie“,
d.h. Energie in Form von Biogas oder Biotreibstoffen, hilft hier
nur bedingt weiter, benötigt doch der Anbau von Energiepflanzen
wiederum erhebliche Mengen an Bewässerungswasser. Zur Erzeu-
gung von einem Liter Biotreibstoff werden je nach Standort und
Randbedingungen ggf. mehrere hundert Liter Wasser benötigt.
Das ruft innovative, energieeffiziente Technologien auf den
Plan. Welchen Beitrag können diese in Zukunft leisten?
Cornel:
Wir müssen den spezifischen Wasserverbrauch senken.
Durch neue und effiziente Techniken, aber auch durch Ändern
von Gebrauchsgewohnheiten. Wenn neue Technologien helfen,
den Wasserverbrauch deutlich zu senken, dann nehmen sie
auch den Druck von der Politik. Denn auf diese kommen in Zukunft
grote Herausforderungen zu. Anrainerstaaten von Flüssen und
Seen müssen sich darüber einigen, wer wie viel Wasser ent
nehmen darf. Dies birgt sicherlich einiges an Konfliktpotenzial.
Hier kann die Technologie die Politik stützen. Denn kommen
weltweit effiziente Lösungen der Wasserver- und -entsorgung
zum Einsatz, kann der Wasserverbrauch in einem verträglichen
Rahmen bleiben. Das hilft den Menschen, sichert und steigert
eine Lebensqualität, die nicht zu Lasten der Natur geht, und beugt
damit auch möglichen Interessenkonflikten vor.
Informationen aus erster Hand:
Prof. Dr. Peter Cornel im Gespräch
mit unserem Redakteur.
2.2013
trends in automation
Inspiration
10
–
11