Nachgefragt
trends in automation:
Wie sieht in Ihren Augen die
Produktion der Zukunft aus?
Dr. Peter Post:
Die Zukunft der Pro-
duktion sehe ich verbunden mit erheb-
lichen Anforderungen an Flexibilität
und Adaptivität. Spezifische Produk
tionsanlagen werden heute mit einem
enormen Aufwand aufgebaut und
eingerichtet, bis sie dann den Anforde-
rungen optimal genügen. Wenn sich
etwas am Produkt verändert, muss
man Teile der Anlage komplett neu
konzipieren und umbauen. Ich stelle
mir vor, dass in Zukunft Komponenten
in Produktionsanlagen integriert wer-
den, die sich auf intelligente Art und
Weise selbst vernetzen, mit einem
Minimalaufwand selbst konfigurieren
und den unterschiedlichen Anforderun-
gen an Fertigungsaufträge auf selbst-
steuernde Weise gerecht werden.
Dadurch bekommen wir maximale
Flexibilität.
trends in automation:
Die Produk-
tionsanlage der Zukunft verfügt
über dezentrale Intelligenz?
Dr. Peter Post:
Genau. Dezentrale
Intelligenz heisst für die Produktion
der Zukunft, dass Aufgaben, die heute
noch der zentrale Leitrechner innehat,
von der Komponente übernommen
werden. So könnte all das, was zur
Steuerung eines einzelnen Teilauftrags
erforderlich ist, in der Kleinsteuerung
vor Ort von der Komponente durchge-
führt werden.
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Dr. Peter Post,
Leiter Corporate Research
and Programme Strategy, Festo
und Computer, sondern auch Autos,
Transportcontainer, Kleidungsstücke
und Maschinen mit eigenen Web-Adres-
sen ausgestattet werden. Hans Vest-
berg, Vorstandschef des weltweiten
grössten Telekommunikationsausrüsters
Ericsson, geht davon aus, dass bereits
im Jahr 2020 bis zu 50 Milliarden Geräte
miteinander vernetzt sein werden – wie
beispielsweise Autos. Sensoren in
einem Fahrzeug stellen fest, wenn die
Fahrbahn vereist ist, und geben diese
Warnung an die nachfolgenden Autos
weiter. Prof. Wahlster, Chef des Deut-
schen Forschungszentrums für Künst-
liche Intelligenz, rechnet mit einer
Serienreife in zwei bis drei Jahren.
(Lesen Sie mehr zum Thema im Inter-
view auf S. 8)
Das digitale Produktgedächtnis
In der Industrie werden in Zukunft auf
Grundlage integrierter Informations-
technologie die internen Zustände von
Geräten, Materialien, Gegenständen
und Umgebungen erfasst und in
Verbindung mit den realen Zuständen
industrieller Prozesse gebracht.
Das zu bearbeitende Material teilt
beispielsweise mittels RFID der je-
weiligen Maschine mit, welche Arbeits-
schritte bereits durchgeführt wurden
und welche noch ausstehen. Maschinen
erkennen das individuelle Produkt,
führen gegebenenfalls selbsttätig
Werkzeugwechsel und erforderliche
Arbeitsschritte durch. Das Produkt-
gedächtnis dient gleichzeitig der lebens-
langen Dokumentation.
Grosse Chancen liegen auch in der
Logistik. Miteinander vernetzte Roboter
holen Produkte aus den Regalen. Und
mithilfe von „Smart Labels“ kann in
Zukunft der gesamte Lebenszyklus
eines Produktes nachverfolgt werden –
jederzeit, vom Produzenten über den
Logistiker und den Händler bis zum
Endkunden. Das Digitale Produktge-
dächtnis macht den Warenfluss sicher
und schnell.
Die vierte Industrielle Revolution
Für viele Experten steht fest: Die Wirt-
schaft steht an der Schwelle zur vierten
Industriellen Revolution, auch Industrie
Intelligente Textilien:
Gewebe mit integriertem Elektronikbauteil (LED) und mit eingewobenen
isolierten elektrischen Leitern. Möglicher Einsatz in Schutzbekleidungen mit Signalmeldung.
Foto: ITV Denkendorf, Forschungsbereich Smart Textiles