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ie Radioskopie läuft auf Hoch-
touren. Im Rhythmus weniger
Sekunden öffnet und schliesst
sich das schwere rechteckige
Schott. Dahinter verschwindet ein silbrig
glänzender Prüfling nach dem anderen
zum Röntgen. Bei den „Patienten“ han-
delt es sich um unbearbeitete gegossene
Aluräder. „Ob rasantes Beschleunigen
oder dynamisches Kurvenfahren – was
Sportwagenfahrer begeistert, setzt
Aluräder extremen Belastungen aus.
Deshalb sind Hersteller verpflichtet, eine
100-prozentige Prüfung durchzuführen.
Bereits kleinste Lufteinschlüsse, Poren
oder Fremdkörper im Aluguss können
zum Brechen der Räder führen“, weiss
Felix Richter. Der Ingenieur hat beim
schwäbischen Automatisierungsspezia
listen Erhardt + Abt die „HeiDetect
Wheel“ entwickelt: eine vollautomatische
Inline-Prüfanlage, die ihre Vorzüge vor
allem in der Massenfertigung ausspielt.
Herzstück der Anlage ist ein vom Fraun-
hofer Institut für Integrierte Schaltungen
(IIS) entwickeltes Röntgenprüfsystem
mit Detektor. Schnell und zuverlässig
spürt seine leistungsfähige Bildverarbei-
tung selbst minimale Giessfehler auf.
Rasantes Handling
Für das hohe Prozesstempo sorgt ein
Handlingportal von Festo. Es transpor-
tiert bis zu 140 Räder pro Stunde durch
die Anlage. Realisiert wurde es nach den
Vorgaben von Erhardt + Abt. „Die Anlage
ist äusserst kompakt konzipiert. An man-
chen Stellen beträgt der Abstand zum
Gehäuse nur zwei bis drei Millimeter. Das
erforderte höchste Präzision von Festo“,
sagt Richter anerkennend. Festo lieferte
das Portal einbaufertig an. Richters Team
musste es nur noch mit den Schnittstellen
sowie der Grundplatte der Anlage verbin-
den und dann die strahlungssichere Stahl-
Blei-Stahl-Kammer darüber montieren.
Noch bevor das Rad in die Anlage
gelangt, liest eine vorgelagerte Station
dessen technische Daten wie Durch-
messer und Höhe über einen Barcode
aus. Entsprechend der durchgegebenen
Werte macht sich die Greifeinheit in der
„Röntgenkabine“ startklar und fährt in
die optimale Position. Sobald sich das
Schott öffnet und das Alurad eingefahren
ist, packt es der Greifer mithilfe seiner
Anlegerollen. Für den perfekten Halt
sorgt ein ADNM Mehrstellungszylinder:
Er passt das bewegliche, vordere
Rollenpaar exakt an die Radgrösse an.
Damit auch noch das kleinste Detail
erfasst wird, drehen während des Rönt-
gens zwei Servomotoren vom Typ EMMS
das Rad im Uhrzeigersinn um die Nabe.
Eine harte Nuss
Inklusive eingespanntem Alurad bringt
der Greifer bis zu 168 kg auf die
Waage. „Die Portalkonstruktion mit
der dafür nötigen Steifigkeit und
Dynamik auszustatten, war schon eine
harte Nuss. Vor allem, da die Betriebs
temperaturen je nach Jahreszeit und
Durchsatz zwischen 15 und 60 Grad
Celsius schwanken“, berichtet Wolfram
Turnaus, Vertriebsingenieur bei Festo.
Doch es gehört zu seinem Job, immer
wieder neue Lösungen gemeinsam mit
Kunden zu erarbeiten. Beispielsweise
als es darum ging, eine leistungsstarke
Dämpfung für das Schott zu finden.
Denn kaum hat ein Alurad die Röntgen-
ka-bine erreicht, saust bereits das 90 kg
schwere Schott wie eine Falltür herunter.
„Das Schliessen dauert nur 0,6 Sekun-
den“, sagt Turnaus. Ein herkömmlicher
Öldruck-Stossdämpfer oder ein servo
Einsatzbereite Massarbeit:
Erhardt + Abt musste nur noch das
Handlingportal über definierte
Schnittstellen mit der Greiferein-
heit verbinden.
„Das Handlingportal wurde komplett einbaufertig
geliefert. Dadurch konnten wir uns voll auf das
Engineering und die Konstruktion der Prüfanlage
konzentrieren.“
Felix Richter, Konstrukteur Erhardt + Abt